Landeswettbewerb Jugend debattiert 2025

Verfasst von Philine Hofmann und Lucie Plog (9d) am Montag, 12. April 2025

Möge das beste Argument gewinnen

Mit diesem Leitsatz begann das Landesfinale von Jugend debattiert 2025. In den Altersgruppen I und II traten die besten Debattant:innen Hamburgs im ehrwürdigen Hamburger Rathaus gegeneinander an. In zwei Vorrunden und einem Finale sollte die beste Debattantin oder der beste Debattant der Stadt ermittelt werden – für diese Person geht es dann weiter zum Bundesfinale nach Berlin.
Aus unserer Schule hat es Mira Schneider aus der zwölften Klasse bis ins Rathaus geschafft. Nach einer kurzen Ansprache von Bernd Stinsmeier, dem Organisator des Wettbewerbs, sowie einigen Vertreter:innen der Sponsoren, starteten die ersten Debatten.

Die erste Fragestellung in Altersgruppe II lautete:
„Sollen in Hamburg Straßen, Brücken und Plätze mit militärischem Bezug umbenannt werden?“ In jeder Debatte gibt es zwei Personen auf der Pro-Seite, die für eine Veränderung argumentieren, und zwei auf der Contra-Seite, die dagegenhalten. Wer welche Position einnimmt, wird vorher ausgelost. Mira wurde als Contra 2 eingeteilt – das bedeutet, sie sprach als Letzte in der Debatte. Von Beginn an war spürbar, auf welch hohem Niveau hier diskutiert wird. Beide Seiten lieferten fundierte, gut durchdachte Argumente und gingen respektvoll aufeinander ein. Nach dem Ende der Debatte hieß es zunächst: warten. Alle Teilnehmenden mussten vor der Tür Platz nehmen, bis die Juror:innen ihr Feedback vorbereitet hatten und uns wieder hereingerufen haben.

Nach einer kurzen Pause ging es weiter mit der zweiten Vorrunde. Die neue Debattenfrage lautete:
„Soll in Deutschland eine Versicherungspflicht für Elementarschäden eingeführt werden?“ Zur Erklärung: Elementarschäden sind Schäden, die durch Naturereignisse wie Überschwemmungen, Erdbeben oder Starkregen entstehen. Momentan ist der Schutz dagegen freiwillig und oft mit hohen Zusatzkosten verbunden. Eine verpflichtende Versicherung würde bedeuten, dass alle Hausbesitzer:innen in Deutschland eine solche Police abschließen müssten – eine Maßnahme, die sowohl finanziell als auch gesellschaftlich kontrovers diskutiert wird. In dieser Debatte trat Mira Schneider als Pro 1 an – sie eröffnete die Debatte und sprach sich überzeugend für die Einführung einer Versicherungspflicht aus. Die Debatte fand im imposanten Bürgermeistersaal des Rathauses statt, einem Raum, der mit seinen hohen Decken, Kronleuchtern und Wandgemälden eine besonders feierliche Atmosphäre schuf. Auch hier lieferten sich die Debattant:innen ein spannendes, sachlich starkes Wortgefecht auf Augenhöhe.

Nach beiden Vorrunden wurde es dann ernst: Es wurden die Finalist:innen beider Altersgruppen verkündet. In Altersgruppe I setzten sich Lena Clausen (Stadtteilschule Alter Teichweg), Adele Heeschen (Gymnasium Hochrad), Carlo Kröger (Gymnasium Allee) und Emma Knop (Heinrich-Heine-Gymnasium) durch. In Altersgruppe II standen Jakob Zierep (Marion-Dönhoff-Gymnasium), Angelina Sziegef (Friedrich-Ebert-Gymnasium) und Marlene Liebendörfer (Gymnasium Lerchenfeld) im Finale. Mira Schneider verpasste leider knapp den Finaleinzug.
Im Anschluss wurden alle Teilnehmenden von der Hamburgischen Bürgerschaft zu einem gemeinsamen Mittagessen eingeladen, bei dem man sich austauschen, stärken und die Anspannung ein wenig abschütteln konnte.

In Altersgruppe II wurde darüber debattiert, ob ein bedingungsloses Grundeinkommen in Hamburg eingeführt werden soll. Beeindruckend war, wie gut die Teilnehmenden aufeinander eingingen und dadurch ein Gespräch, kein Streit entstand. Mit einem bedingungslosen Grundeinkommen würden weniger Menschen arbeiten gehen, und das würde die Betriebe lahmlegen, war eine Position. Das sei nicht ganz richtig, entgegnete eine andere. Denn in Kanada hätten bei einem ähnlichen Projekt weniger als ein Prozent der Menschen ihren Job aufgegeben.
Alle blieben ruhig, keine verachtenden Blicke oder aufbrausenden Gesten.
Das ist vermutlich, was an Jugend debattiert auch so wichtig ist: Zu lernen, wie man respektvoll und faktenbasiert diskutiert.
Die Jury hatte es sicherlich nicht leicht nach diesen anspruchsvollen Debatten eine Entscheidung zu treffen. Doch am Ende stand fest: Beim Bundesfinale im Juni wird Hamburg vertreten von Jakob Zierep und Marlene Liebendörfer (Altersgruppe II) und von Adele Heeschen und Emma Knop (Altersgruppe I)

Fotos: B. Stinsmeier